Zur Tätigkeit der Freimaurer in der SFR (Sozialistische Förderale Republik) Jugoslawien von 1945 bis zur Gegenwart
Im Jahre 1984 erschien in der SFR Jugoslawien, in Belgrad, ein Buch in serbokroatischer Sprache, das folgenden Titel trägt: „Die Freimaurer in Jugoslawien von 1764 ‑ 1980“ ‑ von Dr. Zoran Nenezic. (639 Buchseiten)
Da es im Jahre 1984 nur in einer Auflage von 8.000 Exemplaren herausgegeben wurde und ‑ wie es heißt ‑ schon vor Erscheinen auf dem Markt vergriffen war, wurde es Ende 1985 noch einmal verlegt.
- Zur Problemstellung im Buch ‑ aus jugoslawischer Sicht
Über das Freimaurertum im Vorkriegsjugoslawien gibt es in den Landessprachen eine relativ breite Literatur. Sie stammte in der Hauptsache aus der Hand fortschrittlicher Autoren. Diese Literaturbreite stellte einen adäquaten Ausdruck des stark entwickelten und ebenso breitflächig wirkenden Freimaurertums in den jugoslawischen Ländern von vor 1918 und insbesondere in der Zwischenkriegsperiode dar. Im Unterschied zu allen anderen südosteuropäischen Ländern übte die Freimaurer auf das öffentliche Leben Jugoslawiens in dieser Zeit einen überaus starken Einfluß aus.
Dazu ein charakteristisches Zitat aus dem vorliegenden Buch:
„Alle Poren der gesellschaftlichen und staatlichen Mechanismen waren von Freimaurern besetzt und ihr Einfluß kam besonders in allen Ministerien, Banken, Aktiengesellschaften sowie in sonstigen wirtschaftlichen Organisationen, und ebenso in der Justiz, an den Universitäten sowie in weiteren kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen zum Ausdruck.“
Der Autor des Buches verrät eine sehr solide Kenntnis des Freimaurer‑Problems im Allgemeinen und im Besonderen. Seine Darlegungen sind zudem exakt belegt und dokumentiert. Offensichtlich hatte er eine Dokumentation zur jugoslawischen Freimaurer‑Szene zur Hand (bzw. in privater Hand), die auf dem üblichen (Archiv‑)Weg nicht zugänglich ist. Dies betrifft besonders die Zeit von Mitte der 3o‑er Jahre bis in die 8o‑er Jahre hinein.
Besonderes Interesse ruft natürlich die Periode von 1945 bis zur Gegenwart zu dem im Titel genannten Gegenstand hervor, zumal es sich um eine konspirative Freimaurer‑Aktivität in einem sozialistischen Lande handelt, wenngleich die sozialistische Praxis der SFR Jugoslawien sich von den anderen Staaten der sozialistischen Gemeinschaft in vielerlei Hinsicht unterscheidet.
Die mit diesem Buch enthüllte Praxis des nationalen und internationalen Freimaurertums, das im imperialistischen Sinne zum Teil gravierenden Einfluß auf eine ‑ wenn auch solche ‑ sozialistische Gesellschaft in vielfältiger Weise einwirkte, sollte auch unsere Aufmerksamkeit wecken, um uns diesen Blickwinkel zu schärfen sowie die Blickrichtung dazu zu öffnen.
Selbst für jugoslawische Verhältnisse wirkte die vorliegende Publikation sensationell. In den Kreis derjenigen, die in diesem Buch als Adressaten für ausländische Freimaurer nach 1945 in der Hauptsache angeführt werden, fallen außenpolitisch, außenwirtschaftlich und „außenkulturell“ tätige Bürger der SFR Jugoslawien, die entweder während ihrer jahrelangen Auslandseinsätze oder im Zusammenhang mit Besuchern aus dem westlichen Ausland zum Teil soweit in den Bannkreis stets getarnt und konspirativ auftretender Freimaurer gerieten, daß sie schließlich „nachrichtendienstlich gegen den eigenen Staat tätig wurden“. Daher kursiert u.a. das vorliegende Buch unter den Mitarbeitern der zahlreichen jugoslawischen Handelsunternehmen in der DRR ‑ in Berlin ‑ in starkem Maße.
Aus der Darstellung des letzten Buch‑Kapitels geht eindeutig hervor, in welche Weise die jugoslawische sozialistische Gesellschaft ihren Tribut entrichtet, nachdem Parteiführung und Regierung die Grenzen des Landes geöffnet haben, um auch dem Freimaurertum solchen Spielraum zu geben.
Auf 80 Seiten werden in einem Einleitungskapitel die Geschichte, die innere Struktur, die Rituale, die äußerste konspirative Tätigkeit, die Wirkungsmechanismen von Logen, Gruppen und einzelnen „Logenbrüdern“ ‑ im nationalen sowie im Ländergrenzen überschreitenden „Weltrahmen“ dargestellt. Die Entwicklung von einer elitären „Geheimorganisation“ im Kampf der jungen Bourgeoisie gegen die Feudalordnung (im Sinne fortschrittlicher humaner Forderungen, besonders der bürgerlichen Revolutionen in Europa) und später die anachronistische Beibehaltung der Freimaurer‑Organisation nach Erringung der Macht durch die Bourgeoisie zur Durchsetzung von Gruppeninteressen einer bürgerlichen Elite im eigenen Staatswesen, bis hin zur Verteidigung und Stabilisierung der kapitalistisch- imperialistischen Reaktion im Kampf gegen jedweden sozialen Fortschritt im Inneren und Äußeren ‑ sie ist dem Autor in der Darstellung in hervorragender Weise gelungen. Dem Autor ist zu bescheinigen, daß er versucht, diesen Gegenstand aus marxistischer Sicht zu beleuchteten, wenngleich er partiell in eine Art objektivistische Position verfällt.
- Zur Einleitung des Buches ‑ zum Allgemeinen:
Heute (also Mitte der 1980er Jahre) soll es etwa 8 Millionen Freimaurer auf allen Kontinenten geben (davon in den USA allein beinahe 6 Mio., in Großbritannien 1 Mio., in Lateinamerika 300.000, in Europa 200.000, in Asien 100.000 in Afrika 20.000 und in Australien 350.000).
Herausragend war seit vielen Jahrzehnten die Rolle des USA‑Freimaurertums, die sich besonders nach dem zweiten Weltkrieg um ein Vielfaches steigerte, indem es das Welt-Freimaurertum dominiert. Das Freimaurertum stellt ein stellt ein wirksames Instrument dar ‑ nicht nur zur Erhaltung und Festigung des kapitalistisch‑ imperialistischen Systems im Inneren der einzelnen Länder, sondern auch zur Orientierung der imperialistischen Kräfte in der Auseinandersetzung zwischen den beiden Weltsystemen. Unter dem Einfluß des USA‑Freimaurertums entwickelten sich nach 1945 in Westdeutschland, Italien und Japan hunderte neuer Logen (oder alte werden reaktiviert). …
Man muß davon ausgehen, daß Millionen Freimaurer in der Welt wirken und es sich dabei um die Vertreter der Elite in Wirtschaft und Intelligenz der bürgerlich‑kapitalistischen Gesellschaft handelt, die ihre Organisation notgedrungenerweise immer mehr verfeinern, um von „oben und unsichtbar“ die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungstrends zu kontrollieren, sowie die Entwicklung allgemein zu lenken, ‑ und nur einige Steinchen des Mosaikbildes der wirklichen und unerkannten Mächtigen dieser „westlichen Welt“ werden dabei von „Unberufenen und Nichtmitgliedern“ der logen erkannt. Beim Freimaurertum kann man in Bezug auf Legislative und Exekutive von einem parallelen Entscheidungs‑ und Machtsystem sprechen, in dem die gewählten Freimaurer (nicht nur die amerikanischen) eine entscheidende Rolle im nationalen und internationalen Rahmen spielen. Im internationalen Bereich handelt` es sich um ein oder um einige Entscheidungs‑Zentren, die keine nationalen, konfessionellen und Besitzgrenzen kennen, wie u.a. um den „Bilderberg‑Klub“ sowie um die „Trilateralen Kommission“.
Dem 1954 gegründeten und alle Jahre tagenden „Bilderberg-Klub“ auf niederländischen Boden an der BRD‑Grenze, gehören u.a. die Inhaber oder Präsidenten von weltgrößten multinationalen Konzernen und Trusts und Banken sowie Politiker an. Der später gegründete „Römische Klub“ (Club of Rome), dem zum größten Teil die „Bilderberger“ angehören, stellt eine geheime Organisation, eine „Ober“‑ oder „Über“-Macht, stellt die „graue Eminenz“ der politischen Weltgeschehnisse dar. Sie wird auch das „Para‑Freimaurertum“ oder das „operative Freimaurertum“ genannt.
Die „Bilderberger Tagung“ von 1972 regte z.B. die Bildung der „Trilateralen Kommission“ an, der Spitzenvertreter Westeuropas, Japans und der USA angehören. Dazu werden gezählt u.a. Gerald Ford, J. D’Estainge, H. Kissinger, Fr. J. Strauß, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Otto Graf Lambsdorf, Kaspar Weinberger. Leiter der Kommission ist Zbignew Brszezsinsky. (Unter US-Präsident J. Carter Sicherheitsberater). Mit nur ganz wenigen Ausnahmen sind alle Kommissionsmitglieder Freimaurer bzw. Rotarier (exklusive Freimaurer-Klubs). Zur Carter‑Administration gehörten allein 25 Mitglieder der Trilateralen Kommission (im Kabinett waren 6 von 11 Freimaurer, desweiteren 6 von 9 Richtern des Obersten Gerichts, 54 von 96 Senatoren. Daß die Freimaurer‑Spitzenorganisationen in den USA „Präsidentenmacher“ sind, wird ‑ in etwas zu vereinfachter Form – breit ausgeführt. Dabei wurde angeblich die Nominierung zum Kandidaten des hochgradigen Freimaurers J. Carter auf die Präsidentenschaft durchgesetzt und seine Wahl durch flankierende Unterstützung der freimaurerdurchsetzten Medien erreicht. Die „Trilaterale Kommission“ gab dann wieder den Anstoß zu Carters Rücknahme, nachdem er durch die Versuche, den „Schah von Persien“ auf dem Thron zu retten und nachdem die „Fehler“ der Administration bei der Befreiung der belagerten USA‑Botschaftsangehörigen in Teheran, Ende der 70-er Jahre, Carter im Lande total diskreditiert worden war. Die Nominierung R. Reagans zum Präsidentschaftskandidaten soll dann wiederum das Werk der USA‑Freimaurer gewesen sein. Als Fußnote ist anzumerken, daß beinahe alle älteren USA-Kosmonauten (auch die beiden, die (angeblich) als erste den Mond betraten) Freimaurer waren und sind, die für alle Fernsehzuschauer sichtbar in den Raumschiffen Freimaurer‑Symbole mit sich führten.
(Zur Tätigkeit der „Trilateralen Kommission“ veröffentlichte Graßnik in der Zeitung „Horizont“ in den 70‑er Jahren einen längeren Artikel).
Den Prinzipien der Tätigkeit der Freimaurer entspricht die Infiltrierung von Mitgliedern der Großen Logen in alle internationale Organisationen der Gegenwart, um dort möglichst leitende Funktionen an sich zu bringen (Internationaler Währungsfond, Weltbank, UNESCO; bei USA-Institution: in der CIA, in der NATO usw.). Ebenso ist in der Auseinandersetzung zwischen beiden Weltsystemen ihre Tätigkeit diktiert von der Infiltrierung von „innen“ Freimaurern in das öffentliche Leben der sozialistischen Länder sofern überhaupt noch welche von vor 1945 vorhanden sind und sofern die sozialistischen Macht‑Organe diese Tätigkeit nicht bereits im Ansatz vereiteln.
- „Die kommunistische Bewegung und die Freimaurer“
In diesem gleichlautenden Kapitel wird zunächst die prinzipielle Haltung der SDAPR, der russischen Partei von vor 1917, zum Freimaurertum behandelt und sodann auf die der KPdSU(B) nach der Oktoberrevolution eingegangen, die zum Teil von den russischen Freimaurern unterstützt wurde. Nach der Darstellung des Autors soll es in der Führung der KPdSU bis tief in die 20‑er Jahre Freimaurer gegeben haben ‑ wie L. Trotzki. Angeblich sollen auch noch in den 30‑er Jahren in der UdSSR 47 aktiv arbeitende Logen bestanden haben, wobei Marschall Tuchatschewski („in den Mittdreißiger Jahren von Stalin liquidiert“) als einer der führenden Freimaurer genannt wird.
Der Autor führt an, daß die Sicherheitsorgane der Sowjetunion ihre Spitzenkundschafter z.B. in die Logen Großbritanniens lancierten, wovon einige erst in letzter Zeit ausgetauscht werden konnten.
Der IV. Weltkongreß der KI (Kommunistische Internationale) hat im Dezember 1922 das Problem der Mitgliedschaft von Freimaurern in den kommunistischen Parteien der einzelnen Länder behandelt und beschlossen, daß es eine Doppelmitgliedschaft nicht geben kann. Im Ergebnis der Volksfrontpolitik nach dem VII. Weltkongreß der KI wurde dieser Beschluß jedoch von einigen Parteien gelockert. Demnach gab es im Antifa‑Block in einigen Ländern eine Zusammenarbeit zwischen Kommunisten und Freimaurern.
Nach einer vom Autor des vorliegenden Buches zitierten Quelle soll es auch in der KPD vor und nach 1933 prominente Mitglieder gegeben haben, die gleichzeitig Freimaurer waren (Hirschfeld, Merin, B. Toller u.a.). Bertold Brecht (dem ebenso die Mitgliedschaft einer Loge zugeschrieben wird), soll angeblich versucht haben, in der DDR „die Verbundenheit der Logen zwischen Ost und West im Interesse des Kommunismus zu nutzen. Aber an Walter Ulbricht ist dieser Versuch gescheitert“. Ein ähnlicher Versuch im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1968 in der CSSR sei ebenfalls nicht gelungen. Zum Freimaurer‑Wesen in der VR (Volksrepublik) Polen sind mehrere Hinweise im vorliegenden Buch offensichtlich wichtig zu registrieren. Im Jahre 1935 erschien in Warschau ein Buch unter dem Titel: „Der Untergrund in Polen“ (?) Der Autor Krasutzki beginnt seine Darstellung mit den Worten… „Die antisozialistische Untergrundbewegung hängt zu einem guten Teil mit den Umtrieben der Freimaurer zusammen“ …
Zu einem weiteren Teil wird darin auch die Verbindung des USAFreimaurertums in Polen bis zur Gegenwart dargestellt.
Zur Rolle des ehemaligen polnischen Staatsbürgers Zbignew Brszezsinsky heißt es im vorliegendem Buch jugoslawischer Herkunft, er habe als Leiter der
„Trilateralen Kommission“ und durch deren weltweiten Einfluß in entscheidender Weise dazu beigetragen, daß Karol Wojtyla zum Papst gewählt wurde. Dazu ein weiteres Zitat aus dem Buch:
„Jene, die behaupten, daß diese sogenannte ‚polnische Variante‘ von der „Trilateralen Kommission“ bewußt betrieben wurde, wonach die Wahl des Kardinals Wojtyla über die katholische Kirche ‚revolutionäre Umwälzungen‘ in Polen hervorzurufen und es in Richtung Loslösung vom sowjetischen Block zu lenken hatte, führen auch den Umstand an, daß der Stiefvater von Lech Walesa, der bereits über zwanzig Jahre mit dessen Mutter in den USA lebt, Freimaurer von nicht unbedeutendem Rang ist“.
In den 60‑er Jahren (nach dem II. Vatikanum) vollzieht sich nach langandauernder Fehde zwischen dem Papsttum und dem Freimaurertum eine Annäherung, die offensichtlich auch von K. Wojtyla (der zu dieser Zeit zu Paul VI. bei der Ausarbeitung konzeptionell‑strategischer Entscheidungs‑Varianten der katholischen Kirche ein immer engeres Verhältnis erhielt) mitgestaltet wurde. Paul VI. selbst wurde von den Konservativen in der Kirche der Freimaurer‑Mitgliedschaft beschuldigt. Im Jahre 1983 erschien eine „authentische“ Photographie in mehreren Zeitungen nichtkatholischer Länder“, daß Papst Johannes-Paul II. in einer Freimaurer‑Loge während ihrer ritualen Tätigkeit zeigt.
In der DR (Demokratischen Republik) Vietnam sollen Freimaurer bis in die 60‑er , 70‑er Jahre (der 1890 geborene Ho Chi Minh hatte vor dem Ersten Weltkrieg in Frankreich studiert und war dort in eine Loge aufgenommen worden) tätig gewesen sein (nicht nur in Südvietnam bis und nach 1975), und eine Quelle wird zitiert, wonach Enver Hodscha Freimaurer gewesen sein soll, dessen Vater und Großvater hochgradige Freimaurer gewesen wären.
Als einziges sozialistisches Land, in dem die Freimaurerei legalisiert ist, wird Kuba bezeichnet. Die Pro‑Kastro eingestellte Groß-Loge leitet über 350 Logen mit 27.000 Mitgliedern auf der Insel.
Es gibt in den USA eine Anti‑Kastro‑Loge, die sich aus den aus Kuba vertriebenen Freimaurern zusammensetzt. Die Tätigkeit der Freimaurer auf Kuba wird durch den Umstand erklärt, wonach Kastro mit zahlreichen Teilnehmern an der kubanischen Revolution befreundet war.
- Zum Freimaurertum in Jugoslawien
Eines der Zielländer des internationalen, besonders des USA‑Freimaurertums war nach 1945 ‑ neben Westdeutschland, Italien und Japan – das sozialistische Jugoslawien. Mit Einsetzen des „kalten Krieges“ und „nach dem Streit zwischen dem Generalissimus Stalin und dem Marschall Tito“ im Jahre 1948 gewannen die Versuche der Einwirkungen westlicher imperialistischer Länder auf Jugoslawien eine enorme Intensität. „Die Verteidigung der Selbständigkeit Jugoslawiens gegenüber der UdSSR deckte sich mit den Interessen der imperialistischen Länder“ ‑ führt der Autor aus.
Aufgrund einer breiten antifaschistischen Front im Nationalen Volksbefreiungskampf der jugoslawischen Völker nahm auch ein relativ großer Teil der Bourgeoisie und der Intelligenz aktiv oder passiv ‑ am Kampf gegen das Okkupationsregime teil. Nach der Bildung der einheitlichen Koalitionsregierung zwischen der Kommunistischen Partei Jugoslawiens ‑ unter J. B. Titos Führung und der Londoner jugoslawischen Exilregierung ‑ unter Leitung ihres Premiers Subasic ‑ strömten zudem nach der Befreiung des Landes zahlreiche bürgerliche Politiker, Angehörige der Großbourgeoisie und geflohene Militärs ins Land zurück. Darunter befanden sich zahlreiche Freimaurer. Nach 1948/49 machten diese Kräfte zusammen mit den daheimgebliebenen Freimaurern erste Versuche, die Logenarbeit zu reaktivieren. Über frühere Kanäle trugen sie auch dazu bei, daß die imperialistischen Länder „dem bedrängten Jugoslawien Kredite gewährten“. „Die darauffolgende unkritische Anbindung der jugoslawischen Wirtschaft an ausländische Partner, am häufigsten an multinationale Großkonzerne, mit dem Ergebnis der schwerwiegenden Abhängigkeit gegenüber diesen Gesellschaften ist zu einem Teil das Ergebnis des Wirkens von Freimaurern“.
Im Buch werden dann dokumentierte Beispiele und Namen angeführt. Unter anderem tauchte in den 50‑er Jahren in der SRFJ der USA‑Freimaurer W. Goldberg als Mitglied einer Handelsdelegation für längere Zeit auf, der in zahlreichen Beratungen die Vereinigung der übriggebliebenen bzw. nach 1945 neugewonnenen Logenmitglieder in einer einheitlichen Großloge betrieb. „Der Autor ist im Besitz von mehreren Dokumenten und Beweisen, wonach andererseits jugoslawische Wirtschaftsfunktionäre während der Funktion, die sie im Ausland wahrnahmen, dort mehrmals an Sitzungen von Logen teilnahmen, und so mancher Mitglied des ‚Bruderbundes‘ wurde“.
In den 60‑er Jahren wurden zahlreiche Stipendien ‑ besonders in den USA ‑ ausgeschrieben, in „deren Genuß“ zumeist junge Kommunisten kamen. Sie kamen zu einem Teil als „junge Freimaurer“ zurück.
In den 70‑er Jahren führte der Sekretär der Belgrader Orgaisation des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens ‑ BdKJ ‑ (der Name wird nicht genannt), Sohn eines Vorkriegsfreimaurers, eine „Liberalisierung“ in die Arbeit der Stadtparteiorganisation ein, womit er seine längere „Spezialisierung“ in den USA „wiedergutmachte“. Er stellte sich in den Dienst des USA-Freimaurertums und danach in deren Geheimdienst. Dieser ehemalige führende Funktionär des „Verbandes der Jungkommunisten“ Vorkriegsjugoslawiens wurde nur aus der Partei ausgeschlossen. Gerichtlich ging man gegen ihn nicht vor.
Das internationale Freimaurertum fand seine Kanäle auch zu den kroatischen Nationalisten im Lande und zu deren „Massenbewegung“ sowie zu den kroatischen „Liberalisten“ Ende der 60‑er Jahre. Dies bestätigt der ehemalige Großmeister der Orientalischen Großloge Frankreichs, Jaque Mitterand, der dazu 1976 schrieb:
„… Mit der Liberalisierung des Regimes in Jugoslawien sollte ein neues, liberales Freimaurertum eingeführt werden“.
Zum Erstaunen der jugoslawischen Öffentlichkeit wird im vorliegenden Buch eine französische Quelle angeführt, nach der der Führer der sog. kroatischen „Massenbewegung“, Mika Tripalo (geb. 1920), Freimaurer war und ist, da er in Zagreb immer noch seinen Wohnsitz hat, wenn er nicht auf Reisen ist. Tripalo war in den 60‑er Jahren nicht weniger als Vorsitzender des Jugendverbandes der SFRJ und später , bis 1971, Erster Sekretär des ZK des BdKJ Kroatiens. Er führte mit der von ihm initiierten Liberalisierungskampagne die schwierigste innenpolitische Krise Jugoslawiens nach 1945 herauf. Mit seinem Ausschluß aus der Partei sowie mit der Eliminierung mehrerer seiner Anhänger aus ihren Funktionen wurde diese Krise 1971 beigelegt.
Jaque Mitterand verhehlt in der genannten Publikation nicht, daß die Einflüsse von Rotary-Klubs auf das jugoslawische Universitätsleben „auch weiterhin“ nicht gering sei.
In den letzten Jahren gelang es damit im Zusammenhang dem Einfluß von Freimaurern (des In‑ und Auslands) in einigen Fällen u.a. sogar die Wahl von Wissenschaftlern in die Akademien der einzelnen Republiken durchzusetzen. Zitat: „Deren Werke sind nichts mehr, als einfache Plagiate und Paraphrasen einiger Freimaurer-Autoritäten Vorkriegsjugoslawiens“.
Organisatorisch waren die Freimaurer in der SFRJ bis 1967 nach dem Plan und finanziellen Unterstützung durch das USA-Freimaurertum in der „Jugoslawischen Loge“ – mit Sitz in Belgrad – zusammengeschlossen. Über eine Freimaurerfiliale in der Schweiz wurden in weiteren Städten Jugoslawiens die einheimischen Freimaurer zur „aktiven Arbeit“ zusammengefaßt. Seitdem arbeitete diese Loge illegal und auf „Sparflamme“.
Es bestand auch ein zentral geleitetes Finanzierungssystem und ein ausgeklügeltes Korrespondenzsystem von konspirativen Treffs. Die ins Land einreisenden Freimaurer sind als Touristen getarnt, außerdem sind solche Emissäre häufig ehemalige Jugoslawen, die vor vielen Jahrzehnten ausgewandert sind ‑ oder es sind deren Nachkommen.
Während die Namen von Freimaurern („alten“ und „neuen“) auf der Wissenschafts‑ sowie der Literatur‑ und Kunstszenerie vom Autor genannt werden (deren Werke durch illegale Kanäle außer Landes zum Druck geschleust wurden), werden Namen aus Außenpolitik und Außenwirtschaft nicht genannt.
Der Autor führt in der Schlußpassage des Buches aus:
„Nachdem im Jahre 1967 die ‚Jugoslawische Loge‘ aufgehört hat zu bestehen, hat das ausländische Freimaurertum sich auf neue und andere Formen der Arbeit orientiert“. Darüber werden jedoch vom Autor keine Angaben gemacht. Er trifft dann die Feststellung (in bezug auf die einheimischen Freimaurer) „…man darf den Einfluß zahlreichen Freimaurer nicht ausschließen, sowohl den nicht von Einzelnen als auch den nicht der im Rahmen weiterer Kräfte und Strukturen im Lande fortwirkt“.
Von Interesse sind im vorliegenden Buch die über 100 Jahre währenden Kontroversen zwischen den katholischen Klerikalen und dem Freimaurertum, die auch auf jugoslawischem Territorium ausgetragen wurden. Im Zusammenhang mit den Kontroversen innerhalb der katholischen Hierarchie zwischen den „reformwilligen Kirchenfürsten“ und den Gegenern der „Öffnung“ im Vatikan nach dem II. Vatikanischen Konzil kam es aus den Reihen der Konservativen zu Anschuldigungen wegen einer angeblichen „rotgefärbten“ freimaurerisch‑jüdischen Verschwörung gegen die Kirche. An ihr sollen auch einige „jugoslawische Führer beteiligt gewesen sein“. Dann werden folgende Namen angeführt: Josip Broz-Tito, Edvard Kardelj, Mosa Pijade, Ales Bebler u.a. (Die Quelle dazu: M. Pinay, Complotto contra la Chiesa, Rom 1962, S. 69).
Dann erhebt der Autor selbst eine Art Anklage und schließt sein Buch mit den Worten:
„Das internationale Freimaurertum und Rotarier benutzten zahlreiche Gelegenheiten, um Jugoslawien an sich zu fesseln und zu Mitgliedern zu machen in ihren Logen und Rotary-Klubs. Diese Gelegenheiten ergeben sich über bestehende jugoslawische Vertretungen aller Art, über die internationale Zusammenarbeit, wirtschaftliche, wissenschaftliche, technische und kulturelle Zusammenarbeit sowie über die Nutzung verschiedener ausländischer Stipendien … Ihre Intrigen angesichts einer solchen Entwicklung im Lande und angesichts der inneren Widersprüche Jugoslawiens finden weiterhin ihren fruchtbaren Boden“.
Quelle: Schwert und Schild des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates (1986)
http://www.luebeck-kunterbunt.de/Freimaurer-Kritik/FM_Jugoslawien.htm