Immer mehr Berliner Läden versuchen offenbar, Kunden anzulocken, indem sie ihren Geschäften besonders lustige Namen verpassen. Es gibt die Fahrschule „B-Standen“, das Restaurant „O der Burger“ in der Oderberger Straße, den Konkurrenten „Burgersteig“ in der Falckensteinstraße, das Waxing-Studio „Wax in the City“
Die Straßen Berlins sind hart umkämpft – wer als Ladenbesitzer zwischen Shopping-Malls und Einkaufs-Giganten bestehen will, muss sich etwas Besonderes überlegen. Gut, dass die Berliner kreativ sind und Humor haben. Das Ergebnis: In vielen Ecken der Stadt ist inzwischen ein Krieg ausgebrochen: der Kampf um das beste Wortspiel.
Immer mehr Berliner Läden versuchen offenbar, Kunden anzulocken, indem sie ihren Geschäften besonders lustige Namen verpassen. Es gibt die Fahrschule „B-Standen“, das Restaurant „O der Burger“ in der Oderberger Straße, den Konkurrenten „Burgersteig“ in der Falckensteinstraße, das Waxing-Studio „Wax in the City“, außerdem den Kostümverleih „Bonnie und Kleid“, die Kochschule „In a la Munde“ und den Teeladen „Tee-Salon-Iki“.
Besondere Exemplare der Wortspielerei sind im Netz versammelt – auf der Facebook-Seite „Wortspielhölle Berlin“. Hier kommt alles auf den Tisch: Gute und schlechte Namen, Sprüche, Slogans. Die Friseur-Kette „XL Cut“ wirbt mit Plakaten, auf denen „Yes, we kämm“ steht – eine Nutzerin fragt dazu: „Kämm Sie mir bitte die Spitzen schneiden?“. Legendär auch: Werbung für eine unsichtbare Zahnspange, gesehen unter anderem am Potsdamer Platz. Ein beinahe fies lächelnder Geschäftsmann, daneben steht die Frage: „Was macht Ihr Bissness?“
Christian Rock ist Chef der Berliner Designagentur „mediarock“ – er kennt sich aus mit Werbesprüchen. Flotte Laden-Namen seien ein Großstadtphänomen, sagt er. „Klar: Wenn es in einer Stadt so viele verschiedene Geschäfte gibt, will jeder versuchen, sich mit einem kreativen Spruch von anderen abzuheben.“
Kunden und Google irritiert
Das kann funktionieren, weiß er. „Ein durchdachter Name erzeugt Sympathie. Der Kunde geht vorbei, schmunzelt und denkt: Da arbeiten nette Leute, die Humor haben.“ Wichtig sei, dass die Seriosität des Geschäftes nicht darunter leidet. „Und man muss den Sinn des Ladens trotzdem erkennen können.“ Ein Beispiel ist seine Online-Druckerei „wirbelprint“ – der Name sagt, worum es geht. Beim Friseur „Änderungsschneiderei“ wird es allerdings etwas schwieriger. „Wer sein Unternehmen so nennt, hat weder bei Google eine Chance. Und die Kunden werden zuerst sehr irritiert sein“, sagt Rock.
Apropos Friseure: Gerade in diesem Dienstleistungssektor ist die Fülle an Wortspielen enorm – hier wird der Witze-Krieg richtig haarig. In Berlin gibt es Salons namens „Haireinspaziert“, „Vorhair – Nachhair“, „Pony und Clyde“, „Hairkules“, „Haareszeiten“, „Kamm in“, „Kämmerei“, „Chaarisma“ und „Hairlich“. Warum sind es die Scheren-Künstler, die den größten Wortspiel-Kampf führen? „In Berlin gibt es etwa 3000 Friseur-Betriebsstätten“, sagt Markus Feix, Geschäftsführer der Friseur-Innung. „Das birgt zum einen ein hohes kreatives Potenzial, zum anderen will sich jeder Salon natürlich von den anderen abheben.“
Ein weiteres Problem seien geschützte Begriffe – lässt sich ein Ladenbesitzer den Namen seines Geschäftes schützen, müssen andere kreativer sein, denn Nachmachen geht nicht. Wie Werbe-Fachmann Rock warnt aber auch Feix. „Man muss vorsichtig sein, dass man den Kunden nicht aufs falsche Gleis befördert.“ Er selbst sei klassisch veranlagt. „Ich finde es schön, wenn der Name des Besitzers im Namen des Geschäftes verewigt ist.“
Gags als Bereicherung
Mancher denkt darüber anders. „Ich wollte nicht, dass mein Salon einen normalen Namen bekommt“, sagt Sabine Walter. Udo Walz? Steffis Frisierstube? Uschis Haarstudio? Alles nichts für die 40-jährige Geschäftsfrau. Sie wollte sich von anderen abheben. Und nannte ihren Laden in der Krausnickstraße – Achtung, Wortwitz – „Liebhaarber“. „Ich stecke immer viel Liebe in meine Arbeit, deshalb sollte es das Schlagwort sein. Irgendwann kam das Haar dazu und schon war die Idee geboren.“
Für ihr Geschäft sei der kleine Gag eine Bereicherung. „Leute bleiben draußen stehen, machen Fotos, kommen rein und fragen, was es damit auf sich hat. Es funktioniert!“ Warum Friseure Wortspieler sind? „Der Beruf ist ein kreativer – wir waren schon immer Trendsetter.“
Florian Thalmann