Pfingsten, Pentecoste, πεντηκοστή [ἡμέρα]. Um was geht es dabei?
Die Webseite Geolitiko hat heute einen Artikel von Herbert Ludwig mit dem Titel „Pfingsten und der Quell des Ich“ veröffentlicht. In einem Kommentar schreibt dazu Hubi Stendahl: Die Interpretation der 10 Gebote, die ein Mensch, den wir mit Moses bezeichnen, empfangen haben will, ist die persönliche Meinung von Steiner zu einer Zeit, da viele Details der Bibelwissenschaft noch nicht bekannt waren. Überhaupt kann man hinein interpretieren was man will, man findet immer dankbare Abnehmer.
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Das Fazit des Artikels unterschreibe ich gerne, die im vorliegenden Fall Steinerschen Interpretationen (Rudolf Steiner in Gesamtausgabe Nr. 108, Dornach 1970, ES) strapazieren indes meinen persönlichen Widerstreit zwischen Glauben und Wissen auf das Äußerste.
Die Interpretation der 10 Gebote, die ein Mensch, den wir mit Moses bezeichnen, empfangen haben will, ist die persönliche Meinung von Steiner zu einer Zeit, da viele Details der Bibelwissenschaft noch nicht bekannt waren. Überhaupt kann man hinein interpretieren was man will, man findet immer dankbare Abnehmer.
Ich für meinen Teil benutze so oft wie möglich meinen ebenfalls „Gott“ gegebenen Verstand, um die Zusammenhänge möglichst transparent sehen zu können. Dabei sollte man m.E. eigenes Wunschdenken versuchen zu unterdrücken, denn nimmt die Emotion Überhand, versagt der Verstand.
So beginnt das Problem bereits zu Zeiten Mose mit dem Namen JHWE, den man damals entweder aus Babylon, wahrscheinlicher aus Ägypten gestohlen hat:
Die 10 Gebote sind für vernunftbegabte Menschen kein esoterischer Gottes- Zauber, sondern handfeste Vorgaben, um im ersten Privatkapitalismus der Menschheitsgeschichte (vorher gab es ausschl. Feudalismus bzw. Urkommunismus) für Regeln zu sorgen, die ein Zusammenleben überhaupt erst möglich machten. Trotzdem kam es immer wieder zu Ausschweifungen und Ungerechtigkeiten (Umverteilung), was zu Änderungen an den Gesetzen führte. Z.B. die Geschichte um den Tanz um das goldene Kalb, was als Symbol für die systemische Umverteilung zu werten ist und dafür ein Gott erforderlich war, der zürnte und natürlich nur durch Moses Fürsprache zu beruhigen war, sodass das israelitische Volk „nur“ 40 Jahre in der Wüste herumirren musste. Gewissermaßen ein Ablasshandel zwischen Moses und einem Gott, der selbst erklärt nur für das Volk Israel existierte. Danach gelangten sie erst in das „gelobte Land“ am Jordan.
Über die Jahrhunderte verfiel das Volk wieder in einen Feudalismus, sodass die Gesetze dauernden Änderungen unterworfen waren. Bis etwa zum 5 Jhd. vor Chr. mündlich, später als Gottes Worte schriftlich fixiert unter Daueränderungen.
Die gesamte Geschichte um JHWE hat mit „ICH“ nicht die Bohne zu tun und man muss schon seine emotionale Suche nach der Wahrheit unter Ausschaltung seines Verstands bis zum Anschlag bemühen, um hier göttliche Aspekte zu finden. Es reicht aber auch seine Naivität in´s Esoterische Niemandsland zu verlagern.
Als Jesus von Nazareth, als einer von mindestens vielen Propheten seiner Zeit, in die Geschichte eintrat, war das Judentum mit ihrem JHWE bereits mehrmals gescheitert. Seiner Präsenz ging vor allem die babylonische Gefangenschaft, die eigentlich gar keine richtige war, weil die Juden dort das Geldwesen bereits übernommen hatten, voraus, in der viele heimisch wurden und sich mit den Eroberern vermischten. Ein kleiner Tross von vielleicht 30 bis 40.000 Menschen blieb übrig, für die die Gesetze nochmals in der Art angepasst wurden, um eine zukünftige Assimilierung zu verhindern:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/1895/1/Assmann_Kollektives_Gedaechtnis_1988.pdf
Versucht man seine religiöse Verblendung beim Lesen der Schriften des Neuen Testaments und der, die es aufgrund nachvollziehbarer Herrschaftsinteressen nicht in die Bibel schafften, abzulegen, dann sucht man nach einem Konzept und nicht nach einer himmlischen Heilslehre für ein Leben nach dem Tod.
Im Kontext der Geschichte um Jesus von Nazareth kann man die politischen Umstände nicht einfach negieren. Das Land war besetzt (in Selbstverwaltung). Das politische Geschehen bestimmten die Pharisäer, unterstützt durch den größten Bevölkerungsanteil und die Sadduzäer, unterstützt durch elitäre Kreise. Gewissermaßen Politiker, die ihre Herrschaft verteidigten unter Zuhilfenahme und unter vergessen des eigentlichen Sinns der alten Gesetze.
Thomas Evangelium: „Es sagten zu ihm seine Jünger: 24 Propheten sprachen in Israel und sie alle sprachen in deiner Kraft. Er antwortete: Mit solchen Gedanken kehrt ihr euch von dem Lebendigen ab, der vor euch steht und sprecht von den Toten.“
Lebendig = Wissender, Toter = Unwissender.
Jesus sprach den anderen Propheten den Durchblick ab. Nichts weiter. Er hat die systemischen Fehler verstanden, sowohl aus soziologischer als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht. Deshalb war er auch brandgefährlich.
Zitat aus dem Artikel:
„Die Zehn Gebote sind zehn Richtlinien für die Ich-Entwicklung des Menschen, damit es immer kräftiger und selbständiger werden konnte.“
Quatsch. Die zehn Gebote sind und waren Richtlinien, wie Menschen unter prosperierenden Bedingungen miteinander umgehen können und keinesfalls in ewigen Stein gemeißelte Gesetze eines Gottes.
Alles mündet in der Erkenntnis, dass erst Ruhe herrscht (Himmelreich, Königreich in uns), wenn wir verstanden haben, dass der Fehler im Zusammenleben darin begründet ist, dass wir zuerst NEHMEN und dann GEBEN. GEBEN wir zuerst, statt zu NEHMEN, überwinden wir den Berg und können sagen: „Berg hebe dich hinweg und er wird sich hinweg heben (Berg = überwindbares Hindernis zur Heilung).
Nichts anderes ist auch die Bergpredigt, die metaphorisch genau diese eine zentrale Aussage trifft.
Um nochmal beim Jesus-Konzept zu bleiben:
„Wann wird die Ruhe der Toten eintreten? Er antwortete: Die Ruhe, die ihr erwartet, ist ja schon gekommen. Aber ihr erkennt sie nicht.“
Mit falsch verstandener Esoterik lassen sich die Probleme der Menschheit nicht lösen. Im Gegenteil. Die Menschen werden durch das in sich kehren davon abgehalten, die Probleme zu erkennen und sie zu benennen. Der Artikel zeigt für mich deshalb eine Verirrung, weil er nur einen kleinen Teilaspekt des Jesus-Konzepts esoterisch aufbereitet, statt die metaphorische Botschaft innerhalb der Arkanpflicht deutlich zu machen:
Aus „Dies sind die geheimen (Anm.: Arkanpflicht) Worte, die Jesus der Lebendige sprach:
„Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben die Schlüssel der Erkenntnis empfangen und haben sie versteckt. Selbst sind sie nicht hineingegangen, aber sie ließen auch nicht hineingehen, die hineingehen wollten. Ihr aber werdet klug wie die Schlangen und unschuldig wie die Tauben.“
Die heutigen Pharisäer (Schweinepriester ), Schriftgelehrten ( vernebelnde Wissenschaft) und die Sadduzäer ( Politiker und Parteien) haben die Schlüssel mehr denn je, weil u.a. solche Artikel unbewusst verhindern, dass die Toten lebendig werden.