Ή στραβός είναι ο γιαλός ή στραβά αρμενίζουμε
19.04.2024
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    Gibt es die Griechenland-Krise gar nicht?


    Nikolaus Doll

    Wer derzeit durch Griechenland reist, erlebt ein stabiles Land. Steckt man hier wirklich in einer Krise? Ein zweiter Blick offenbart überraschende Erkenntnisse. Dazu gehört die Haltung der Menschen.
    Der Blick von den Hügeln im Norden der Stadt ist immer noch imposant. Auf der einen Seite ragt das schroffe Taygetos-Gebirge empor, auf der anderen schlängelt sich der Evrotas-Fluss zum Meer. Dazwischen erstreckt sich eine fruchtbare Ebene mit sattgrünen Gärten, Feldern, Plantagen. Auf dieser Anhöhe lag einst die Akropolis Spartas – der Kern dieses Kriegerstaates, der Schrecken verbreitet und zugleich Bewunderung entfacht hat.

    Viel geblieben ist vom alten Sparta nicht. Antike Steine und Säulen liegen so zwischen knorrigen Oliven- und hochgewachsenen Eukalyptusbäumen, wie Kriege, Erdbeben und Feuerbrünste sie verstreut haben. Und das archäologische Museum ist einfach ein Witz. Man könnte fast meinen, die modernen Spartaner wollen gar nicht an ihre Vergangenheit erinnern.

    Warum auch? An einen Staat, der alles dem Kampf weihte. In dem man Blutsuppe löffeln musste. Der von Handel nichts hielt und pfundschweres Eisengeld einführte, um jedem die Lust zu nehmen, es zu besitzen. Heute lebt man in Sparta doch viel besser – erstaunlich gut, wie ein Besuch zeigt.

    „Krise? Welche Krise?“

    An der Hauptstraße des Provinzstädtchens mit 35.000 Einwohnern, der Palaiologou, liegen schicke Läden und Boutiquen für Mode, Kunst, Schmuck und allerlei teurem Schnickschnack. Es gibt Edelkonditoreien, Coffeeshops und das Joy, einen In-Treff mit bemalten Stuckwänden und Putten im Inneren, das so auch in Berlin oder Chicago stehen könnte. Und überall drängen sich die Leute, alle Plätze sind belegt. Mit Griechen, denn Touristen verirren sich eher selten hierher.

    „Krise? Welche Krise?“, fragt ein Geschäftsmann augenzwinkernd, der an der Palaiologou teure Souvenirs aus Plexiglas herstellt. „Vieles von dem, was man im Ausland über Griechenland schreibt, stimmt einfach nicht.“ Er müsse es wissen, schließlich lebe er halb in New York, halb in Sparta.

    Das ist Griechenland im Jahre acht der Krise. Ich hatte es mir anders vorgestellt. Grauer und gebeutelter, zermürbt von dem Gezerre um die wirtschaftliche Zukunft. Erdrückt von den riesigen Staatsschulden. Ausgezehrt von den Einschnitten, die die einen als unerträglich und die anderen als kaum der Rede wert darstellen. Und voller Sorge, was die Zukunft bringt. Aber zwei Wochen Rundreise vom Norden an der albanischen Grenzen bis zum südlichsten Zipfel zeigen ein anderes Griechenland.

    Eines mit blühenden Ortskernen, durch die sich Karawanen von SUV schieben. Mit örtlichen Kennzeichen, wie sie Leihwagen nicht haben. Mit liebevoll renovierten Häusern überall im Land, die die Bauruinen von einst deutlich verdrängen – und das hoch oben in Epirus ebenso wie auf den südlichsten Fingern der Peloponnes. Mit makellosen, allerdings aberwitzig teuer bemauteten Autobahnen, coolen Geschäften und brechend vollen Tavernen. Selbst auf dem Land, abseits der Touristenzentren. Natürlich sind all das nur Beobachtungen, eine Analyse sieht anders aus. Aber der Eindruck des Landes spricht doch für sich.

    „Auf dem Land merkt man nur wenig“

    „Ein Tisch für heute Abend? Da müssen Sie reservieren“, sagt beispielsweise der Wirt einer Taverne in Pirgiotika, einem Dorf irgendwo im Bergland weit hinter Argos. „Angeber“, denke ich. Um 21 Uhr ist tatsächlich kein Platz mehr frei. Alles belegt von Griechen, die an Tischen sitzen, die sich förmlich biegen unter der Last der Teller.

    Die Dachterrasse des todschicken Hotels in Limeni auf den Felsen der Halbinsel Mani im Süden der Peloponnes mit Blick übers Meer ist um diese Zeit ebenfalls regelmäßig vollständig belegt. Mit Kurzurlaubern aus der Region oder Einheimischen aus der Nähe, die auf einen Schluck vorbeikommen. Ein kleines Bier kostet dort fünf Euro. Das soll ein Land im Krisenmodus sein?

    Ein Ort, an dem die Krise ebenfalls weit weg scheint, ist das Hotel von Alex Kastrinos. Das Gebäude ist eine kühle Mischung aus Naturstein, Glas und Metall, liegt im Bergland von Nafplio und ist gut besucht. Griechen, Franzosen und Deutsche kommen, Kastrinos hat viel zu tun und kämpft dennoch ums Überleben. Dass Griechenland trotz der wirtschaftlichen Erschütterungen an vielen Orten krisenfest wirke, habe einen einfachen Grund.

    „Auf dem Land merkt man von dem Niedergang des Landes nur wenig“, sagt er. „Dort leben die Menschen vom Tourismus, der Landwirtschaft, und es gibt einen regionalen Wirtschaftskreislauf, all das ist ziemlich stabil“, sagt er. Daher das Bild einer heilen Welt.

    Günstiger und sicherer Urlaub

    Urlauber sind der entscheidende Wirtschaftsfaktor für Griechenland, 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden allein durch den Tourismus erwirtschaftet, und das Geschäft läuft glänzend. „Die Buchungszahlen liegen über denen des Rekordsommers 2015“, heißt es beispielsweise beim Deutschen Reiseverband (DRV). Auch Franzosen und Italiener entdecken das Land verstärkt als Alternative zum Urlaub daheim.

    „Es ist in diesem Jahr einfach angesagt, dort hinzufahren. Alle reden von Urlaub in Hellas“, sagt eine Touristin aus Mailand. Griechenland profitiert davon, günstiger zu sein als Italien oder Frankreich und zugleich sicherer vor Anschlägen als Reiseziele wie die Türkei oder Ägypten.

    Dennoch: Richtig rechnen tut sich das Geschäft für Hoteliers wie Kastrinos nach dessen Angaben nicht. „65 bis 70 Prozent der Einahmen sind sofort weg, durch Steuern oder indirekte Abgaben. Und die Belastung steigt immer weiter, weil sich die Regierung nicht anders zu helfen weiß“, klagt er. „Ein Hotel wie meins zu führen, lohnt sich eigentlich nicht mehr. Aber ich kann es ja nicht einfach aufgeben.“ Statt Reformen durchzuführen, würde die Regierung einfach die Einnahmen erhöhen. „Es hat sich nichts grundlegend geändert hier seit Ausbruch der Krise, nichts verbessert in den vergangenen Jahren“, sagt Kastrinos.

    Auf dem Land erkennt man das kaum. Aber in den großen Städten bekommt die schleichende Krise ein immer hässlicheres Gesicht. „Schauen Sie sich Athen an, Patras, Saloniki. Da sehen sie den Niedergang“, sagt Kastrinos.

    Tatsächlich macht vor allem Athen selbst in Innenstadtvierteln einen ärmlichen, heruntergekommenen Eindruck. Gebäude wirken schmuddelig, Straßen starren vor Unrat, man sieht viele Menschen, die abgehärmt wirken. Touristen bleiben dort aber meist nur kurz, nach Patras oder Thessaloniki verirrt sich kaum einer. Was bleibt ist der Eindruck traumhafter Dörfer auf der Mani, in Epiros oder von den Inseln.

    Alarmierende Wirtschaftsdaten

    Tatsächlich aber sind die Wirtschaftsdaten Griechenlands trotz aller versprochenen Bemühungen der Regierungen in Athen alarmierend. Laut Eurostat ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner im vergangenen Jahr auf 71 Punkte gesunken. 2004 lag es bei 94 Punkte, ausgehend davon, dass die EU-Mitgliedsländer insgesamt einen Durchschnittswert von 100 Punkten haben.

    Die Arbeitslosenquote liegt bei 23,5 Prozent, nur rund ein Prozent weniger als vergangenen September. Der Einkaufsmanagerindex der griechischen Industrie liegt in diesem Jahr meist bei unter 50 Punkten, das steht für eine Reduzierung der Geschäfte.

    Die Produktivität pro geleisteter Arbeitsstunde betrug 94,3 Eurostat-Punkte im vergangenen Jahr, Tendenz weiter sinkend. Die EU-Mitgliedsländer kamen im Schnitt auf 104,5 Punkte. Ausgangspunkt war die jeweilige Leistung der Länder im Jahr 2010, die mit 100 Punkten festgesetzt wurden.

    Und der Schuldenberg ist weiterhin riesig: Er lag 2015 bei 176,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Der Schnitt in der EU betrug in diesem Jahr 85,2 Prozent. Selbst chronische Schuldenländer wie Italien kamen im vergangenen Jahr nur auf eine Quote von 132,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Weltweit schiebt nur Japan einen am BIP gemessen größeren Berg öffentlicher Schulden vor sich her – nur hat Japan eine deutlich leistungsfähigere Wirtschaft.

    „Das Land ist nicht wettbewerbsfähig“

    Griechenland kämpft dagegen ungebrochen mit einer alles erstickenden Bürokratie, einem aufgeblähten öffentlichen Sektor und um sich greifender Korruption. „Wenn man ein Unternehmen hat und seine Steuer machen will, muss man einen Vorschriftenkatalog einhalten, der 30.000 Seiten hat. Das ist grotesk“, sagt Vagelis Karpatselis, ein Wirtschaftsexperte, der in Athen und Sheffield Ökonomie und Finanzwirtschaft studiert hat. „Zumal sich die Vorschriften zum Teil widersprechen“, meint er. „Was machen also die Leute: Sie einigen sich mit dem Wirtschaftsprüfer.“ Sprich: Sie schmieren ihn. „Das hat System bei uns. Wer Regeln nicht einhalten kann, den kann man klein halten“, sagt er.

    Karpatselis glaubt nicht, dass sich Griechenland in absehbarer Zeit erholen kann. „Das Land ist nicht wettbewerbsfähig. Aber die Erkenntnis ist bis heute nicht angekommen“, sagt er. Statt Reformen anzupacken oder neue Wege zu gehen, würde sich das Land durchwursteln. „Schauen Sie sich die vielen neuen Läden an, das sind Verzweiflungstaten. Wer über längere Zeit arbeitslos war, leiht sich Geld und macht ein Geschäft auf. Oft mit viel Liebe und Geschick. Aber kommen Sie mal in einem halben Jahr wieder. Da sind fast alle wieder dicht.“

    Das Problem ist, dass das Geld für die Starts meist von der Familie oder Bekannten kommt, da die Banken mit Krediten äußerst zurückhaltend sind. Geht der Jungunternehmer pleite, hängen die privaten Geldgeber mit drin. 30 Milliarden Euro horten die Privathaushalte angeblich in Griechenland, weil sie den Banken nicht mehr trauen – Geld, das denen wiederum fehlt, um es verleihen zu können. Ein unseliger Kreislauf.

    Laut Eurostat schätzen derzeit 65,8 Prozent der Griechen ihre finanzielle Situation als nicht gut ein, 37,7 Prozent sind nicht zufrieden mit ihrer Arbeit. Beide Werte sind deutlich negativer als im Durchschnitt der EU-Mitgliedsländer. Dennoch gibt mehr als die Hälfte aller Griechen ihrer „allgemeinen Lebenszufriedenheit“ mittelgute Noten. „Es reicht vielleicht nicht mehr für einen großen Urlaub, aber viele Griechen machen einfach ein, zwei Wochen Ferien im Land. Und dann wollen sie auch gut leben“, sagt Alex Kastrinos. Und Urlaubszeit ist einfach der August. Wer dann nach Griechenland komme, müsse einfach den Eindruck haben, dass die Griechen auf Teufel komm raus konsumieren, sagt er.

    Quelle: http://www.welt.de/wirtschaft/article157824147/Gibt-es-die-Griechenland-Krise-gar-nicht.html

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